Auf das Nahtoderlebnis am Vortag waren sie erst einmal etwas trinken gegangen. Alle bis auf Kyuhyun, der musste ja ins Bett.
Nach einem sehr langen Tag war Skye froh gewesen Zuhause zu sein. Trotzdem gehörte sie nicht zu den Leuten, die lange schliefen und so war sie gegen 8 Uhr schon wieder wach. Noch im Bett liegen checkte sie Twitter und fand ein sehr langes Posting von Kai.
‚Meine lieben EXO-Ls, ich weiß in den letzten Tagen habt ihr euch viele Gedanken um mich gemacht und es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt bei euch melde. Durch die Tour sind wir alle sehr beschäftigt, doch wir trainieren hart, um euch eine gute Show zu zeigen. Mein Herz geht auf, wenn ich euch sehe und ich bin euch sehr dankbar, doch es gibt auch die private Person Kai. Dieser Kai weint, wenn ihr es nicht seht und hat manchmal Sorgen. Es sind nicht eure Sorgen, es ist okay, ich kann das schaffen. Doch diese private Person hat nicht nur Sorgen, der private Kai hat eine Familie und Freunde und ein Herz, dass er einem besonderen Menschen schenken will. In der Vergangenheit habt ihr mich bei meinen privaten Entscheidungen immer unterstützt und ich hoffe, dass ihr weiterhin hinter mir steht, denn ihr seid mein Rückgrat. Ich bin im Moment sehr glücklich, etwas, was ich lange Zeit nicht war und ich genieße dieses Gefühl. Ihr werdet immer meine Liebe Nummer 1 sein, doch wenn ihr gerade nicht da seid, erlaubt mir bitte meine Liebe auch einem anderen Menschen zu geben.‘
Skye hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Was ein Geschleime. Skyes Tweet hätte eher wie folgt ausgesehen: ‚Hey Psychos, get a life!‘
Das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso man Kai twittern ließ und nicht Skye. Liebe der Fans hin oder her, Fans waren Fans. Und Fans die nicht begriffen, dass sie Fans waren, waren unheimlich. Skye kannte so Leute. In Paris hatte sie eine Frau kennen gelernt, die inzwischen in Korea studierte seit vier Jahren oder so. Zum einen hatte Skye keine Ahnung wie sie das finanzierte, zum anderen war es ohnehin nur Tarnung um Super Junior überall hin zu folgen. Wenn Skye mit Stephanie alleine war, war sie eigentlich recht normal. Sie unterhielten sich über Fotografie und Mode. Doch sobald andere ELF dazu kamen war es die Zombie-Apokalypse. Alle hingen nur noch am Handy und aktualisierten sekündlichen Twitter und Instagram und es wurde nur noch über Super Junior geredet. Irgendwann hatte Skye es gewagt zu sagen, dass sie die Reaktion der Fans auf Sungmins Hochzeit für überzogen hält und dass man seinen Platz kennen sollte. Eine sagte dann Dinge wie ‚Wir wissen Sachen‘ und ‚Wenn wir wollten könnten wir ihn gesellschaftlich ruinieren‘. Skye erinnerte sich nicht mehr genau an ihre Worte, doch es ging in die Richtung ‚Oh, so you’re proud of beeing a psycho bitch who’s stalking peopel who doesn’t even know, nore care about your exsistance? I’m not so good in korean law but in other countries that’s considered a crime. People get locked up and getting funny pills to treat their mental disorders. Maybe you should go see a doctor, they can help you to grow up, get a life and somebody real to fuck because you’re sure as hell will never fuck anybody from SJ – and not just because you’re ugly, but also because you’re a nut head.‘
Ja, unnötig zu erwähnen dass die Nut-Gang sie danach nicht mehr sehen wollte. Wahrscheinlich war sie in deren Augen nur nicht Fan genug. Wieso wurde man Fan von einem Musiker? Nein, nicht wegen dem Weltfrieden. Nein, auch nicht wegen seiner religiösen Einstellung. Weil er gute Musik machte! Und ja, es war ein Bonus, wenn er oder sie wirklich nett war und gelegentlich süße Bilder hochlud, aber man konnte auch Ariana Grande mögen, obwohl sie privat ein Miststück sein soll. Und man konnte auch Tom Cruise als guten Schauspieler ehren, obwohl er ein Scientology Idiot war, der angeblich die Plazenta seiner Frau nach der Geburt ihres Kindes gegessen haben soll. Super ekelig, aber hey, man wollte seine Filme schauen und nicht mit ihm knutschen!
Natürlich war das Kpop Fandom etwas anders, einfach weil die Künstler und Künstlerinnen sehr nah an ihren Fans waren. Wenn man durch die Stadt ging, sah man sie überall, in jeder Werbung. Sie twitterten und instragramten und wenn man den Fernseher einschaltete, waren sie in jeder Show. Skye hatte damals ihre Vermieterin während der Uni nicht so oft gesehen wie Super Junior, einfach weil sie überall waren. Normale Künstler taten das nicht! Ja, sie machten mal Werbung und sie traten mal in einer Late Show auf und hey, wenn man viel Glück hatte, gab es alle paar Jahre einen Live Chat auf Facebook, aber Idols trieben das völlig auf die Spitze. Sie machten sich völlig zum Affen, sie schütteten ihre Herzen aus und im Hogwarts der Idols gab es mit Sicherheit einen Kurs der ‚How to be charming on TV’ hieß. Doch schauen wir den Tatsachen ins Auge. Natürlich hatte man das Gefühl alles von ihnen zu wissen – wer so oft in Shows auftrat konnte ja nicht immer die gleichen Geschichten erzählen, also mussten sie immer wieder neue Sachen auspacken, was dazu führte, dass man sehr viel Privates von ihnen erfuhr oder das sie ziemlich gute Geschichtenerzähler waren. Aber wieso taten sie das? Wieso gingen diese Leute los und ließen jeden an ihrem Leben teilhaben? Wieso gaben sie ihr Gesicht für jegliche Werbung her? So sehr, dass Skye schon Verfolgungswahn von 2PM hatte. In dem einen Sommer waren sie überall. Werbung für Bier, für Coke, für Evisus, für Everland, für It’s Skin. Egal wo Skye war, wenn sie sich umdrehte, sah sie 2PM. Und als sie nach Amerika zurück ging vermisste sie 2PM! Wieso wollten sie die Zuschauer ständig zum Lachen oder zum Weinen bringen? Um nicht vergessen zu werden. Der Konkurrenzdruck in Korea war riesig. Es gab so viele Bands, so viele Talente, so viele Leute, die darauf warteten den Platz der Idols einzunehmen, die in Vergessenheit geraten waren. Man musste permanent präsent sein. Idols hetzten sich während ihren Promotions fast täglich zu Musikshows, für die sie nicht bezahlt wurden. Außer man hieß Big Bang, die waren so fame, dass sie dieses ganze Gerenne nicht mehr nötigt hatten. Wenn Jiyong ein weißes Bild auf Instagram posten würde, hätte es wahrscheinlich immer noch 500.000 Likes.
Eigentlich war es traurig. Es war traurig, dass sie ihr komplettes Privatleben für die Fans öffentlich machen mussten. Und was machten manche Fans? Nutzten das Ganze für ihre Psychosen aus.
Skye liebte zum Beispiel die Pentatonix und war schon auf drei Konzerten der Acapella Band gewesen. Hatte sie eine Ahnung was sie gestern zum Mittagessen hatten? Nein. Wusste sie wieso irgendeiner von denen das letzte Mal im Krankenhaus war? Nein. Ja sie kannte noch nicht mal ihre Namen! Zumindest nicht so richtig. Sie hat aber mitbekommen, dass der mit der tiefen Stimme ausgestiegen war. Sie hörte gerne ihre Musik und wenn sie ein neues Video auf Youtube posteten, dann erschien das auf Skyes Watchlist und wenn sie ein Konzert in der Nähe gaben, dann ging sie da auch hin, aber im Freundschaftsbuch würde sie jetzt nicht schreiben, dass die Kirstin von den Pentatonix ihre beste Freundin war.
Es war okay jemanden zu mögen, solang man nicht vergaß, dass man selbst der Fan war und der Künstler tatsächlich eine Person mit Anspruch auf Freizeit und Privatleben.
Gefrustet davon, dass ihr Kopf am frühen Morgen schon so einen Redebedarf hatte, stand Skye auf und machte sich das teuerste Müsli, dass sie jemals hatte. Es war deutsches Müsli von Vitalis, das Crunchy Müsli, mit 30% weniger Fett – was ihr völlig egal war. Es hatte umgerechnet 18$ gekostet – was ihr auch völlig egal war. In Deutschland kostete es 3€ oder so. Aber wer in Korea deutsches Müsli essen wollte, der musste dafür fast so viel bezahlen wie für ein ordentliches Steak. Gelüste waren eben Gelüste.
Den Morgen verbrachte sie damit die letzte Staffel von ‚Game of Thrones‘ nachzuholen und nebenbei las sie sich Verträge von neuen Zulieferern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch und machte sich Notizen zu Klauseln, die Mia unbedingt ändern sollte.
Skye war gerade bei Folge 3, da klopfte es an der Tür.
„Coming!“, rief sie und stand auf. Ihr Bein war eingeschlafen, also humpelte sie wie der Glöckner von Notre Dame zur Tür.
„Leeteuk Oppa!“
„Kannst du mir erklären, wieso unsere Mütter alle im Loft sind und Essen vorbereiten?“
Skye starte ihn sprachlos an und musste kurz darüber nachdenken.
„Heute ist Sonntag?“
„Ja.“
„Oh, ja, ich habe deiner Mama gesagt, dass es doch eine schöne Idee wäre, wenn alle mal wieder zusammen essen würden und sie hat gesagt sie organisiert das mit den anderen Müttern.“
„Und du hattest nicht mal daran gedacht das vorher mit uns abzusprechen?“
„Hab ich euch das nicht gesagt? Oh … tut mir leid, bei all dem Stress mit Jiyong und Kai und dann war auch noch Siwon sauer und ich musste über Nacht eine Wohnung einrichten …“
Leeteuk kannte ja nicht die wahre Geschichte, da konnte sie schon etwas auf die mentale Tränendrüse drücken. Nur das sie bei Leeteuk nicht zog.
„Auf, mitkommen.“
„Was? Wieso?“
„Du hast es eingebrockt, dann kannst du auch helfen.“
Skye zog sich nur halbwegs vernünftig an, machte sich einen Dutt und ging dann rüber ins Loft.
„Skye, meine Liebe!“ Leeteuks Mama kam auf sie zu und drückte die Amerikanerin.
„Das ist die entzückende, junge Frau, die seit Jahren zu mir kommt – Liebes, willst du einen Kaffee?“
Leeteuk traut seinen Augen nicht. Sie wurden geknechtet, mussten Zwiebeln schneiden und das andere Gemüse – Yesung hatte sich bereits zweimal geschnitten – und Skye wurde zum Kaffeekränzchen eingeladen! Donghae und Kyuhyun hatten sich schön aus der Affäre gezogen, was nicht bedeutete, dass ihre Mütter nicht da waren.
„Das ist wie eine Invasion“, flüsterte Eunhyuk, der am Kartoffelschälen war.
„Wie konnte das so komplett an uns vorbei gehen?“, flüsterte Yesung zurück.
Es war nicht so, als würde Skye sich zurücklehnen. Sie saß mit Leeteuks und Yesungs Mama am Tisch und panierte verschiedenes Fleisch und Gemüse.
„So, jetzt erzähl mal, ich habe gehört du und Jongin …“, begann Frau Park.
„Mama!“
„Na komm, es weiß ohnehin schon jeder“, erwiderte Frau Kim und auch einige andere schienen auf einmal lange Ohren bekommen zu haben.
„Ich habe ihn vor einigen Jahren kennen gelernt, als ich in Korea studiert habe. Wir sind eine Weile miteinander ausgegangen, doch dann musste ich zurück nach Amerika. Ich habe ihn nie wirklich vergessen, doch dann kam er mit Krystal zusammen und … ich dachte ich wäre ihm egal. Ja und jetzt …“
„Oh, schaut wie verliebt sie ist!“ Leeteuks Mama klatschte in die Hände.
„Kai ist wirklich ein sehr anständiger Kerl“, versicherte Donghaes Mama. Heechul rollte mit den Augen, immer diese Schwiegersohn-Kandidaten. Heechul glaubte kein Wort von dem was Skye erzählte. Sie war gut, aber nicht gut genug um Heechul zu blenden.
Sie saßen lange zusammen und schlugen sich die Bäuche voll. Am Ende waren die Super Junior Mitglieder doch froh mal wieder von ihren Müttern bekocht worden zu sein und gaben damit sogar vor Kyuhyun und Donghae an.
„Wir können das ja jeden Sonntag machen“, schlug Skye vor, nachdem die Mütter weg waren.
„Auf gar keinen Fall“, kam es im Chor zurück.
„Versteh uns nicht falsch, wir lieben sie, aber alle zusammen, jede Woche…?“
Okay, alle zusammen war schon ziemlich viel Gewusel, das gab Skye zu, doch für jemand, der keine Eltern mehr hatte, war es auch schwer zu verstehen, wieso man seine Familie nicht die ganze Zeit sehen wollte.
Am Nachmittag legte Skye sich noch mal auf die Couch, als Kai anrief.
„Hi Babe, wie geht’s dir?“
„Ganz okay, schön hast du das geschrieben.“ Er wusste, dass sie Twitter meinte.
„Chen hat es geschrieben, er ist viel diplomatischer als ich“, gab er zu und Skye lachte.
„Wann müsst ihr in die Halle?“ Heute Abend war noch ein Konzert in Hong Kong.
„Bald. Singst du für mich?“
„Wird das jetzt zur Gewohnheit?“, fragte sie lachend.
„Vielleicht.“
„Singst du mit mir?“
„Na klar“, erwiderte er und schaute aus seinem Hotelfenster.
Und so sangen sie zusammen ‚Spring Love‘ von Red Velvets Wendy und Eric Nam. Skye fand es komisch und süß zugleich.
Sehun stand vor Kais Zimmertür, als Xiumin dazu kam.
„Was tust du?“
„Kai singt.“
„Wie meinst du das? Er ist Sänger.“
„Ich glaube er telefoniert mit Skye.“
Nun lehnte sich auch Xiumin an die Tür, um zu lauschen.
„Wie süß ist das denn?“, flüsterte er nach ein paar Momenten.
„Jetzt geht es mir besser“, sagte Kai als sie fertig waren.
„Ach jetzt komm.“
„Ich mag deine Stimme und es beruhigt mich. Übrigens, sehr coole Nachricht gestern Morgen.“
Skye erinnerte sich und fing an zu lachen.
„Hat es funktioniert?“
„Total, die Gesichter der anderen waren unbezahlbar.“
Es klopfte an seiner Tür.
„Soll ich dich Morgen zum Mittagessen abholen?“
„Gern. Und Kai?“
„Huh?“
„Hwaiting!“ Lachend legte er auf und eilte zur Tür.
Skye machte danach tatsächlich ein Mittagsschläfchen. Das war lange her! Auf Fiji war es normal, da gab es nicht immer etwas zu tun und in der Mittagshitze schon mal gar nicht. Doch auch so ein kühler Sonntagnachmittag lud zu einem Nickerchen ein.
Der Wecker klingelte um 17 Uhr. Nur weil sie frei hatte, hieß das nicht, dass sie nichts zu tun hatte. Zuerst fuhr sie zu einem großen Lotte Mart und holte sich einen Einkaufswagen. Wer in Amerika groß wurde, den schreckten Supermärkte in dieser Größe nicht mehr ab. Supermarkt war eigentlich gar nicht zutreffend, es war eher ein Kaufhaus. Man konnte Klamotten kaufen, Spielsachen, Elektrogeräte und Katzen. Also lebend, nicht zum Essen.
Jiyongs Flieger würde um 19 Uhr landen und gegen 20 Uhr würde er Zuhause sein.
‚Puddin‘, just so you know, I’m cooking tonight.‘ hatte sie ihm geschrieben und Jiyong ärgerte sich darüber. Sie schrieb ihm das nur, um ihm zu zeigen, dass wenn man kommunizierte, solche Situationen wie am Valentinstag erst gar nicht entstanden. Am liebsten würde er schreiben, dass er verabredet war, doch er freute sich sie zu sehen.
‚Ich freue mich‘ schrieb er stattdessen zurück.
Mit einem vollen Einkaufswagen fuhr sie zurück zum Auto. Zwei Teenies kamen ihr entgegen und als sie Skye sahen, fingen sie an zu tuscheln und holten eilig ihre Handys raus. Die Amerikanerin fixierte ihren Blick auf ihr Auto, das noch ein Stück entfernt war. Sie könnte damit umgehen, wenn sie Skye beleidigen würden oder wenn sie sie ansprechen würden, stattdessen verfolgten sie Skye lautlos und schossen wohl Bilder von ihr. Eilig lud sie die Einkäufe in den Kofferraum und brachte den Wagen zurück. Als sie in ihr Auto einstieg, um loszufahren, sah sie die beiden Mädchen noch immer unweit von ihr stehen.
Skye hatte keine Angst vor Teenies, aber es war schon eine ungewohnte Situation und auf den Schock öffnete sie, als sie bei Jiyong angekommen war, erstmal eine Flasche Rotwein.
Japanisches Curry stand heute auf dem Programm. Es gab da ein Restaurant in Hongdae, wo Jiyong und Youngbae wohl gerne japanisches Curry aßen. Skye hatte sich einige Rezepte runter geladen und versuchte nun ihr Glück.
Also Jiyong nach Hause kam roch es schon nach Essen. Das war ungewöhnlich, denn sonst war ja niemand zum Kochen da. Er stellte seine Tasche ab und folgte dem Geruch bis in die Küche.
„Puddin!“, rief Skye fröhlich. Sein Blick fiel auf die Weinflasche, die zu ¾ leer war.
„Du hast ohne mich getrunken?“, fragte er grinsend und nahm sie in seine Arme.
„Glaube mir, ich brauchte das.“
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie innig.
„Und ich brauchte das“, erwiderte er.
Skye ließ ihn mit einem Löffel probieren. Um ehrlich zu sein war sie kein großer Freund von Curry, doch Jiyongs andere Lieblingsspeisen beinhalteten oft Fisch und davon war sie auch kein großer Freund. Sie hatte sich letztendlich für das kleinere Übel entschieden, doch wenn man selbst etwas nicht gerne aß, war es auch schwierig es abzuschmecken.
„Hmmm … das ist lecker. Du solltest öfters betrunken kochen“, schlug er vor und nahm noch einen Löffel.
„I’m not drunk, I’m tipsy“, erklärte sie ihm und schenkte sich gerade den letzten Rest in ihr Glas ein. Jiyong ging an sein Weinregal und holte eine neue Flasche.
Jiyong lobte sie für das Essen, auch wenn Skye nicht sicher war, ob es ihm wirklich schmeckte oder ob er nur nett sein wollte. Andererseits war es scharf und schmeckte nach Curry – wie viel konnte sie schon verkehrt gemacht haben? Sie hatte paniertes Hühnchen dazu gemacht und noch etwas Gemüse. All das änderte nichts daran, dass sie Curry nicht mochte, aber mit dem Rotwein ließ es sich gut runterspülen.
Der Nachtisch wurde in der Badewanne serviert und so landeten sie mit Wein und Eiscreme in der Wanne. Skye erzählte ihm von ihrem Nahtoderlebnis vergangenen Abend und er lachte fröhlich, während er ihr die Füße massierte. Wenn es um andere ging schien er nicht eifersüchtig, nur Kai schien ihn zu stören.
„Nächste Woche lass ich dein Badezimmer machen“, erzählte er ihr.
„Unser Bad“, korrigierte Skye.
„Unser Bad, ja, du wirst dann mal ein, zwei Nächte hier schlafen müssen.“
Bäder dauerten immer etwas, bis alles getrocknet war und sie hatte keine Ahnung, was er geplant hatte und würde sich überraschen lassen.
„Was hast du mit dem restlichen Geld vor?“
„Huh?“, fragte sie, versunken in Gedanken.
„Von Vegas.“
„Nichts. Geld muss nicht immer etwas tun.“
„Aber gibt es keine Wünsche die du dir erfüllen willst?“
Skye dachte darüber nach und nahm noch einen Schluck Wein.
„Wünsche lassen sich nicht mit Geld erfüllen. Mit Geld lässt es sich bequemer leben, ja, aber glücklich kann es nicht machen. Viele reiche Leute kaufen alle möglichen Sachen um auszugleichen, dass sie mit ihrem Leben, trotz all des Geldes, nicht glücklich sind und sie denken, dass noch ein Auto oder noch ein Haus sie glücklicher machen, doch je mehr man besitzt, umso mehr muss man sich um alles kümmern. Manche Leute kaufen so viel, weil sie mit Geld nicht umgehen können und irgendwann sind sie pleite. Weil sie nur noch mit Privatflugzeugen fliegen und nur noch in den teuersten Hotels absteigen wollen. Sie machen das nur, um zu zeigen wie viel Geld sie haben, doch wen interessiert es? Wärst du nicht mehr du, wenn du … als kleiner Designer auf der Karosugil gerade so über die Runden kommen würdest? Ich bin nicht mit dir zusammen, weil du eine Kunstsammlung hast und einen Fuhrpark und mit Sicherheit nicht wegen deinem Wasserbett“, beide lachten fröhlich und Jiyong beugte sich zu ihr rüber, um sie zu küssen.
„Was würdest du machen, wenn du so viel Geld hättest, dass du nicht mehr wüsstest wohin damit?“
„Ich würde eine Insel kaufen, am Ende der Welt und die Welt würde mich nur noch zu Gesicht bekommen, wenn ich Lust auf sie hätte“, sagte Skye ohne groß überlegen zu müssen.
„Eine Insel?“
„Ja, mit Stränden und Kokosnüssen und einer Internetverbindung, damit ich Game of Thrones gucken kann.“ Jiyong lachte wieder, er konnte sie sich vorstellen, bedeckt mit Lendenschutz vor ihrem Laptop am Strand. Es war eine schöne Vorstellung. Er zog Skye zu sich, bis sie auf ihm lag.
„Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass das der beste Nicht-Valentinstag ist, den ich je hatte?“