Am nächsten Morgen wachte Skye auf und lag halb auf Kai. Es war noch früh, dass erkannte sie an dem Sonnenaufgang. Noch stand sie nicht auf und beobachtete den Sänger. Manchmal sah er so jung aus, so kindlich, aber Skye durfte sich das auch anhören.
„Es ist gruselig, wenn du mich beobachtest“, murmelte Kai ohne die Augen zu öffnen.
„Manche nennen es romantisch“, erwiderte sie grinsend. Kai öffnete ein Auge.
„Ach, sind wir jetzt romantisch?“
„Sind wir das nicht schon die ganze Zeit? Neyo, das Handyhüllen-Café, Hangang-Café…“
Nun öffnete Kai auch das andere Auge.
„Wir haben lange nichts mehr gemacht. Vielleicht könnten wir heute Abend ins Kino. Da gibt es dieses Kino, nicht weit weg von der Akademie, wo man liegt und vor dem Film zu Abend essen kann“, schlug er vor.
„Das klingt toll, aber ihr habt Training.“
Skye setzte sich auf und streckte sich.
„Dann gehen wir in die letzte Vorstellung“, meinte er.
„Sehr gern.“
Kai beschloss einmal die Woche Date-Night zu machen, schließlich waren sie für die Presse zusammen und sollten sich schon ab und zu mal zeigen.
Offiziell war Skye noch nicht EXOs Assistentin, doch es war mit Mia abgesprochen, dass sie den Umzug überwachen sollte. Gestern hieß das ‚Wohnung einrichten‘, heute hieß es ‚Alte Wohnung packen‘. Sie meinte sich daran zu erinnern, dass irgendwer ihr sagte, dass sie schon ziemlich fertig mit Packen waren. Als Skye in das alte Dorm kam und sich umschaute, beschloss sie mit den Kerlen eine Grundsatzdiskussion darüber zu führen, was sie unter ‚ziemlich fertig‘ verstanden.
„Hey!“ Sie hielt Chen am Arm fest.
„Ich dachte ihr habt mit Packen angefangen.“
„Haben wir, ja“, erwiderte er selbstsicher. Skye breitete die Arme aus und drehte sich.
„Wir haben … die Kartons aufgestellt“, erwiderte Chen, der ihre Geste schon richtig deutete.
„Ich glaube ich spinne! Morgen früh kommt die Umzugsfirma und ihr sollt eigentlich um 14 Uhr im Tanzstudio sein. Wie habt ihr euch das vorgestellt?!“
Chen schaute sich hilfesuchend um und entdeckte Suho.
„Suho!“, rief er und der Bandleader kam zu den beiden, an nichts Böses denken. Chen klopfte ihm auf die Schulter und lächelte Skye an.
„Schau mal, Bandleader.“ Und damit war der Jüngere weg.
„Huh?“ Suho schaute ihm nach und bekam dann die gleiche Standpauke von Skye, wie Chen zuvor.
„Es ist doch gar nicht so viel …“
„Na dann seid ihr ja bis 13:30 fertig“, erwiderte Skye und verschränkte die Arme.
„Eben war es noch 14 Uhr!“, beschwerte er sich.
„Ihr müsst um 14 Uhr im Training sein, Abfahrt ist 13:30.“
Besiegt ließ er die Arme Schultern sacken und machte sich ans Werk.
Skye räumte gerade mit Xiumin das Wohnzimmer ein, als D.O so unauffällig wie möglich in Richtung Tür verschwand.
„Wo willst du hin?“, fragte Skye und der Sänger blieb stehen.
„Ich habe ein Fotoshooting mit GQ“, erwiderte er.
„Ah okay, alles klar, bis später“, sagte Skye und fühlte sich schlecht, weil sie ihn so angefahren hatte. D.O lächelte und winkte ihr zum Abschied. Kaum war er aus der Tür raus, da fingen die anderen an zu lachen. Das war Skye zu auffällig und sie holte ihr Handy raus, um in der App zu schauen, ob D.O wirklich einen Termin hatte. Von Wegen, der Termin war am Freitag! Sie rannte zur Tür, doch als sie in den Flur schaute, war er schon über alle Berge.
„Funktioniert ja super…“, sagte Baekhyun im Vorbeigehen. D.O! Das hatte sie ihm nicht zugetraut! Aber er würde schon noch sehen, was er davon hatte. Skye ging in sein Zimmer und fing an Bilder zu schießen.
„Was tust du da?“ Chanyeol schaute sie fragend an.
„Ich versteigere sein Zimmer über eBay.“ Es war bewundernswert wie ernst sie dabei bleiben konnte.
„Du – was?!“
„Pfff, wenn er mein meint, dass ich seine Sachen packe…“
Sie ging in die eBay App und fing an die Bilder hochzuladen. Spätestens jetzt nahm Chanyeol sie ernst und er schrieb D.O an, der drei Minuten später wieder in der Tür stand.
„Tut mir leid…“, murmelte er und ging in sein Zimmer.
Es versuchte danach auch keiner mehr sich davon zu stehlen. Skye war gerade dabei die Küche einzuräumen, wobei vieles hierblieb. Für den Pit hatte sie neues Geschirr, Besteck, Töpfe und Küchenutensilien geholt und so wie hier die Töpfe aussahen, haben die schon zu Super Junior Zeiten hier gestanden. Sie waren praktisch die Heiligen Grale von SM Entertainment. Die würden bestimmt auch bei eBay einiges einbringen.
„Skye, kannst du mir grad mal helfen?“, hörte sie Kai rufen und legte den Karton zur Seite.
„Was gibt’s?“, fragte sie, als in seinem Zimmer stand, doch Kai zog sie nur in seine Arme und küsste sie. Skye fing an zu lachen.
„Ich kann sie nicht bestrafen, weil sie nicht helfen und dann selbst nichts machen.“
„Gebe ihnen auch mal die Chance dich anzumeckern“, erwiderte Kai und zog sie auf’s Bett.
Die anderen EXO Mitglieder waren weit davon entfernt Skye anmeckern zu wollen. Wenn sie wollten, verstanden sie sich ohne Worte. Chen bedeutete Suho zur Tür zu gehen und innerhalb von ein paar Minuten, waren sie alle weg. Kai und Skye bemerkten das erst nach ungefähr 10 Minuten, also Skye bemerkte es.
„Wieso ist es so ruhig?“ Sie rollte Kai zur Seite und lauschte. Nichts. Da musste etwas faul sein. Sie schaute raus ins Wohnzimmer und ging dann durch die ganze Wohnung, nur um festzustellen, dass sie alleine waren.
„Das hast du ja super gemacht!“ Sie versuchte ernst zu bleiben, doch als Kai anfing zu lachen, lachte sie fröhlich mit. Sie waren so ziemlich fertig und es war noch nicht einmal 12 Uhr, es war also okay. Oder zumindest fast.
Kai rief Taemin an, der kam mit Minho und Onew und Skye hatte Leeteuk angerufen, der kam mit Eunhyuk, Yesung, Donghae und Sungmin in das Dorm gefahren.
„Also, wer möchte EXO einen Streich spielen?“, fragte Skye.
„Ehm … wenn wir ihnen einen Streich spielen, wieso ist einer noch da?“ Yesung deutete auf Kai.
„Das ist okay, er macht mit und tut später so, als wüsste er von nichts.“ Yesung glaubte ihr nicht ganz. Konnte man Kai wirklich vertrauen?
Die Gruppe setzte sich zusammen und plante nicht nur einen Streich, sondern gleich zwei.
Zum einen gab es eine Wohnung im gleichen Stock, die ebenfalls SM Entertainment gehörte. Diese Wohnung und das jetzige EXO Dorm sollten zusammen die neuen Dorms für NCT werden. Leeteuk hatte aus Zufall den Code für die Wohnung – keiner wollte wissen, wie er an den drangekommen war, aber das tat auch nichts zur Sache.
Also würden sie alle Kisten dort verstecken und wenn EXO nach Hause kamen, würden sie eine leere Wohnung vorfinden.
Der zweite Streich war, dass keiner daran gedacht hatte die Karton richtig zu beschriften, außer Kai, aber auch nur weil Skyes es ihm gesagt hatte. Die anderen Kartons beschrifteten sie falsch und morgen würde es im Pit eine riesige Verwirrung geben.
Damit Skye und Kai ein Alibi hatten, fuhren sie schon jetzt in die Akademie und nutzten die Zeit im Tonstudio. Somit könnte keiner ihnen unterstellen, dass sie etwas mit dem Ganzen zu tun hatten. Der Plan war so gut, er hätte von Heechul stammen können!
Zugegeben, Skye und Kai hatten den Überraschungsmoment auf ihrer Seite, als die anderen EXO Mitglieder in der Akademie ankamen und das Paar im Aufnahmestudio fand. Die anderen hatten sich zwar vor dem Einräumen gedrückt, was nicht bedeutete, dass sie deswegen das Training ausfallen ließen. Doch hatten sie nicht damit gerechnet, dass ‚Skai‘ sogar schon vor ihnen in der Akademie waren und als sie am Studiofenster vorbei gingen, fiel ihnen alles aus dem Gesicht.
Skye hatte schon viele Beats gemacht und hatte zwei nachbearbeitet für Kai. Der Sänger war total begeistert.
„Aber meinst du das passt?“, fragte er etwas unsicher.
„Dance or cry.“
„Dance or cry?“
„A good song makes you dance or cry. Wir machen kein Durchschnitt, hast du verstanden? Du willst dich weiterentwickeln? Then rise and shine und steh dir nicht selbst im Weg, nur weil du denkst die Erwartungen anderer zu erfüllen, es sind nur deine Erwartungen, die zählen.“
Skye steigerte sich da voll rein. Sie hatte selbst ihre musikalische Seite nur im Geheimen ausleben können, aus Angst vor ihrer Mutter. Kai hatte Studios zur Verfügung, Produzenten und Songwriter. Selbst wenn er nicht weiterkommen würde, er würde Hilfe finden. Mit dem 0815-Lala-Pop würde sich Skye bei ihm nicht zufriedengeben.
„Dance or cry, verstanden.“
Und dann hatten sich die beiden ans Werk gemacht. Kai hatte bisher die richtige Motivation gefehlt, doch mit Skye an seiner Seite kamen sie schnell voran und nach einer Stunde, standen schon die Grund-Lyrics. In diesem Moment tauchten die Bandkollegen auf und schauten wie Autos in das Studio. Skye saß am Mischpult und Kai stieß sich mit den Ellenbogen an. Sie schaute auf und das Paar fing gleichzeitig an zu lächeln und zu winken.
„Die sind gruselig“, sagte Sehun.
„Fast so gruselig wie Mia und Donghae“, fügte D.O hinzu.
„Ich finde sie niedlich“, kam es von Chen, der fröhlich grinste.
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Während die anderen anfingen zu trainieren, ging Skye spazieren. Sie musste raus und den Kopf frei bekommen. Noch nicht einmal Kai hatte sie von Jiyong erzählt und er hatte irgendwie ein Recht darauf es zu wissen. Hatte sie Angst, dass ihre Trennung echt werden würde, wenn sie es aussprach? Nein, es war echt und sie wusste es. Ihre Füße trugen sie zum Hangang. Wasser beruhigte. Auch wenn Skye am liebsten Wasser hatte, wenn es türkis war und von Sand umgeben, so war der Hangang wohl das nächste, was ihr an Wasser blieb. Lisa hatte zweimal bei Skye angerufen, aber sie war nicht ran gegangen. Innerhalb des ‚inneren Kreises‘ hatte es sich sicher schon herumgesprochen und wahrscheinlich war Youngbae gerade dabei eine Party deswegen zu organisieren.
„Skye?“
Sie blieb stehen und schaute, wer da ihren Namen kannte.
„Noah?“
Der Mann war gerade beim Joggen und sah selbst dabei aus wie ein Model. Vielleicht war er ein verschollener Bruder von Siwon? Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und wirklich wie ein wandelndes Nike Model.
„Was machst du hier?“, fragte sie überrascht. Sie hatte ihn nicht für den Jogger-Typen gehalten und dachte, dass sein Sportprogramm darin bestand halbnackten bis nackten Frauen beim Pole-Dance zuzusehen.
„Ich gehe gerne morgens joggen und mische mich unter’s Volk“, sagte er andächtig.
„Es ist 14 Uhr.“
„Ich bin gerade aufgestanden, das ist mein Morgen“, erklärte er, als wäre das völlig normal. Skye lachte und schüttelte den Kopf. Noah war auch eine ganz eigene Hausnummer.
„Ist alles okay bei dir?“
„Ja, ja, alles gut“, erwiderte Skye, doch sein Blick sagte ihr, dass er ihr nicht glaubte.
„Willst du etwas Essen gehen?“ Zögernd nickte sie. So ganz suspekt war er ihr immer noch nicht.
Mit Noah etwas Essen gehen bedeutete, dass man in seinem eigenen Restaurant, dass zu seinem eigenen Fitnessstudio angegliedert war, in der VIP Lounge saß und irgendwelche bio-symetrischen Fruchtcocktails bekam. Auch wenn er etwas abgedreht war, so verstand Skye, dass er ein Geschäftsmann war und das äußerst erfolgreich. Koreaner wurden gerne gepudert und sie hatten auch kein Problem damit für Privilegien zu bezahlen, solange sie nicht wusste, dass sie dafür zahlten.
Als der weltgrößte Ikea mitten in Seoul eröffnete, waren die Koreaner völlig aus dem Häuschen gewesen. Jeder wollte Ikea erleben, denn die meisten Koreaner kannten es nicht oder waren in ihrem Urlaub mal auf einen Ikea gestoßen und wenn man gerade in Australien auf Rundreise war, konnte man nicht groß bei Ikea einkaufen gehen. Man dachte, dass Konzept würde aufgehen und am Anfang hatte es auch den Anschein gemacht, als wäre Ikea genau das, worauf Korea gewartet hatte. Doch recht schnell gingen die Besucherzahlen zurück und viele Kunden verließen erbost das Geschäft. Wieso? Korea hatte das Ikea-Konzept nicht verstanden. Sie verstanden nicht, dass man die Möbel selbst aufbauen musste und dass das Liefern extra kostete. Zumal Ikea in Korea nicht bedeutend günstiger war, als lokale Anbieter. Es gab ganze Viertel, die sich auf Möbel spezialisiert hatten, in denen man tolle Sachen fand. Ein Koreaner hatte kein Problem eine TV Wand für 1500$ zu kaufen, solang diese geliefert und aufgebaut wurde. Innerhalb von 24 Stunden. Qualität hatte ihren Preis. Aber bei Ikea eine TV Wand für 1000$ zu kaufen, 200$ für die Anlieferung und weitere 200$ für den Aufbau zu bezahlen, verstanden sie nicht. Sie mochten es nicht von versteckten Kosten überrascht zu werden und die serviceorientierte Gesellschaft hatte die Koreaner in den vergangenen 20 Jahren verwöhnt. Wieso sollte man sich den Ikea Stress antun, kilometerweit laufen, nur um sich dann seine Möbel selbst aus den Regalen zu hieven, an die Kasse zu schleppen und dann auch noch Zuhause aufzubauen?
Circa 6 Millionen Menschen nutzten täglich die U-Bahn von Seoul. Nicht jeder hatte ein Auto oder konnte es sich leisten. Wie sollte man dann sein Malm Bett von der Seoul Station nach Hongdae bekommen?
Inzwischen hatte Ikea Korea sein Konzept geändert oder zu gemacht, Skye wusste es nicht genau.
Noah machte es also genau richtig. Auch die Karaoke Bar war sehr exklusiv gewesen. Er wollte gar nicht die Studenten und Unterbezahlten hier haben, an denen verdiente man kein Geld und diejenigen, die Geld hatten, legten auf so etwas wie bio-symmetrische Cocktails Wert und bezahlten dafür gerne teure Mitgliedschaften.
Allein schon die Kellner und Kellnerinnen sahen gut aus und die Amerikanerin konnte sich gut vorstellen, wie Noah ein Casting für sein Servicepersonal hielt. Wahrscheinlich tat er das …
„Und wie schmeckt dir der Cocktail? Alle Drinks habe ich mitentwickelt. Wir haben ein Team, dass jeden Tag frisches Obst einkauft, um die Qualität auf den besten Stand zu halten. Das Obst vom Vortag wird in den Studios kostenlos ausgelegt – keiner soll uns vorwerfen können, dass wir achtlos mit Lebensmitteln umgehen.“
„Gibt es den auch mit Vodka?“, fragte Skye und Noah fing an zu lachen.
„Ja, aber erst nach 20 Uhr.“
Ein Kellner kam zu ihnen und übergab Skye eine Speisekarte – da Noah wahrscheinlich auch alle Gerichte mitgestaltet hatte, war es wohl unnötig ihm eine zu bringen. Die Speisekarte passte in das Konzept von ‚Fit Food‘. Noah hatte drei Fitnessstudios mit den hauseigenen Restaurants und plante sechs weiter Filialen in Seoul. Es gab überwiegend Hühnchen, Fisch, Salate und Suppe, alles mit wenig Fett, wenig Ballaststoffen, noch weniger Kohlenhydrate, aber dafür mit einer extra Portion Eiweiß, Vitaminen, besonderen Ölen, die den Stoffwechsel anregten und wahrscheinlich auch eine Brise Feenstaub. Fit Food würde der neue Renner in Seoul werden, Skye wusste das ganz genau. Hier könnten die Leute ihr schlechtes Gewissen, weil sie keine Zeit für das völlig überbezahlte Fitnessstudio hatte, einfach mit einem guten Gewissen wegessen. Wenn schon kein Sport, dann zumindest etwas für die Gesundheit getan. Skye würde Fit Food weltweit vertreiben, alle Fastfoodketten würden untergehen.
Skye bestellte sich Hühnchen mit Feenstaub und Noah nahm Fisch mit einer vitamin-regenbogen Soße.
„Also, was liegt dir auf dem Herzen? Stress im Dreier-Paradies?“
„Ich weiß nicht was du meinst zu wissen, aber es gibt kein Dreier-Paradies.“ Zumindest seit gestern nicht mehr.
„Oh Süße, ich weiß vieles, manche nennen mich ‚Gods-Eye‘. Ich weiß das Jiyong für dich Lotte World gemietet hat und ich weiß, dass du mit Kai eine Pressebeziehung führst – aus keine Ahnung welchen Promotionszwecken. Was ich nicht weiß ist, wieso Jiyong das zulässt.“
Immerhin wusste er nichts von der Hochzeit – und den Scheidungsplänen. 1:0 für Skye.
„Jiyong lässt es nicht zu. Deswegen haben wir uns getrennt … oder so etwas in der Art.“
Da, sie hatte es gesagt und es fühlte sich komisch auf ihrer Zunge an, zu pelzig.
„Du verlässt den Mad Hatter, wendest dich von Wonderland ab für was? Koreas … Zac Efron?“ Danke, jetzt hatte sie Flashback zu Baywatch. Sie seufzte und nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk, von dem sie sich jetzt wirklich wünschte, dass Vodka drin wäre. Sie hatte, vor einigen Jahren die Splintered Reihe gelesen, eine düstere Alice im Wunderland Buchreihe. Alyssa, die Enkelin von Alice, reist in das Wunderland und findet heraus, dass die Geschichte ‚Alice im Wunderland‘, die nach Erzählungen ihrer Großmutter entstanden war, einen Disney-Filter verpasst bekommen hatte und das Wunderland eigentlich viel düsterer und verwirrender war, als schon in der Geschichte beschrieben. Den ersten Teil fand Skye super, wirklich super. Der zweite Teil spielte nicht in Wunderland, Wunderland kam in die wirkliche Welt und ungefähr 20 Seite vor dem Ende hatte Skye es aufgegeben. Alyssa hatte einen Freund, Jeb, doch im Wunderland gab es Morpheus und Morpheus war eine Mischung zwischen Jiyong und Heechul. Doch Alyssa entscheid sich für Jeb und im zweiten Buch war es dann nur noch ‚Jeb hier, Jeb da, wo ist Jeb, ich will zu Jeb‘. Wenn Skye könnte hätte sie Jeb schon in Band 1 sterben lassen. Es gab sogar einen viertel Teil. Skye beschloss nachzuschauen, ob die im dritten Band Jeb endlich los war und vielleicht würde sie der Reihe dann noch mal eine Chance geben. Aber auch wenn Jiyong Morpheus war, so war Kai kein Jeb. Wenn Skye Alyssa wäre, hätte sie sich immer für das Wunderland entschieden.
„Kai und Jiyong sind Grund auf verschieden. Ich bin gerade dabei mich selbst neu zu entdecken und ich denke, dass Jiyong gerade nicht der richtige Partner für mich ist“, erklärte sie. „Wobei Kai und ich kein Paar-Paar sind.“
„Aber du magst ihn?“
„He’s … nice.“
„Nice blah – he’s gergeous!“, kam es von Noah und Skye lachte fröhlich.
„Yeah, I guess he is.“
Sie wurden unterbrochen, als das Essen kam. Zu ihrer Überraschung war es wirklich lecker. Die Gewürze waren stimmig. Die Qualität der Speisen war eine Sache, doch wenn ein Koch nicht würzen konnte, brachten die tollsten Speisen nichts.
„Aber Skye“, begann Noah nach dem Essen. „Egal mit wem du eine Beziehung führst, solange du nicht ehrlich zu ihnen bist, werden diese Beziehungen nie sein, was du suchst.“
Die Amerikanerin schaute auf und zog die Augenbrauen zusammen.
„Ich weiß wer du bist, Miss Jones, doch solange sie es nicht wissen, wirst du immer auf Zehenspitzen laufen, um gewisse Themen zu umgehen. Du kannst keine ehrliche Beziehung auf einer Lüge aufbauen.“
1:1. Skye atmete tief durch.
„Ich belüge niemanden, ich erzähle nur nicht jedem alles über mich. Ich bin erst seit zwei Monaten hier, es ist ja nicht so, als wüsste ich alles über jeden! Man darf ja wohl noch das ein oder andere Geheimnis haben!“
Sauer stand sie auf und stapfte davon. Was bildete er sich eigentlich ein in ihrer Geschichte rumzuschnüffeln? Als sie die Treppe des VIP Bereichs erreichte, siegte jedoch ihr Anstand.
„Danke für das Essen!“, blaffte sie zurück und hörte sich dabei nicht wirklich dankbar an.
„Anytime little Miss Fiji, anytime“, rief er zurück mit verschmitzten Grinsen, das Skye ihm gerne ausgetrieben hätte.
Skye kam nicht mit leeren Händen zurück ins EXO Training, sie hatte bei Fit Food noch Shakes für ihre Schützlinge und den armen Choreografen geholt. Wenn sie in einen Drink was hätte rein mischen wollen, dann in den von dem Tänzer.
„Alles okay?“, fragte Kai in der unverhofften Pause.
„Alles gut“, erwiderte sie, so überzeugend sie konnte. Es fuchste sie unheimlich, dass Noah sie so aus dem Konzept gebracht hatte.
Kai glaubte ihr nicht, doch er glaubte daran, dass wenn sie reden wollte, sie es tun würde.
Kurz darauf fuhr Skye mit Chen und Baekhyun in ein Studio, weil sie für einen Soundtrack einen Song aufnahmen – genau genommen den Titelsong. Der Film fing um 22:30 Uhr an und Kai wollte um kurz nach 21 Uhr die Akademie verlassen. Skye hoffte, dass sie das vom Zeitplan hinbekamen.
Im Studio waren alle sehr aufgeregt mit den beiden Sängern zu arbeiten. Man hatte ihnen ein Demo zukommen lassen mit dem Song und natürlich hatten sie sich vorbereitet. Man konnte über die Kerle sagen was man wollte, doch zumindest nahmen sie ihren Job ernst und auch wenn Skye es hasst, als Baekhyun anfing zu singen, bekam sie Gänsehaut. Er war ein toller Sänger, das stand nie zur Debatte. Eigentlich war er gar nicht so übel. Er war ehrlich und sagte, was er dachte, was nicht unbedingt immer gut war, aber Skye verstand das. Ihre Mutter hatte immer zu ihr gesagt, dass ihr Mundwerk sie eines Tages umbringen würde. Sie hatte sich in der Schule mit den Lehrer angelegt. Im College hatte sie etwas dazu gelernt und gelernt sich ab und an einfach auf die Zunge zu beißen. Nicht jeder musste sie mögen und nicht jeder mochte sie. Skye konnte damit leben. Sie mochte es nur nicht, wenn man es ihr schwerer machte als nötig.
Tatsächlich ging die Aufnahme recht schnell. Die Amerikanerin hatte schon oft mit Freunden im Studio gesessen und die ganze Nacht gesungen, bis es sich richtig anhörte, doch die beiden brauchten nicht viele Aufnahmen und nach drei Stunden waren sie wieder auf dem Weg in die Akademie.
„Also du und Kai habt heute Date-Night?“, fragte Chen im Wagen.
„Ja, wir wollen in dieses Kino in Apgujeong, wo man … liegen kann?“ Skye war noch nie dort gewesen. Sie kannte Kinos mit gemütlichen XL-Seats und Knöpfen, um einen Kellner zu rufen, aber Kinos mit tatsächlichen Betten waren ihr neu. In Amerika würde das nicht funktionieren, so viel Leute würden Gott weiß was dort machen.
„Ach, ihr hattet noch keinen Sex?“, fragte Baekhyun, ohne von seinem Handy aufzuschauen.
„Was?“
„Bae!“, kam es vorwurfsvoll von Chen.
„Ich dachte nur, weil er so oft bei dir schläft.“
Dies war einer dieser Momente, in denen Skye sich auf die Zunge bis und tief durchatmete.
„Wie kommst du da drauf?“
„Na, von dem was ich gehört habe, gibt er sich am Anfang immer viel Mühe und ist romantisch und wenn er bekommen hat, was er will, verliert er schnell das Interesse.“
„Das geht dich nichts an“, meinte Chen.
„Na vielleicht möchte er von der Frau, zu der er in der Öffentlichkeit steht, mehr als nur Sex“, wand Skye ein.
„Ach, euch hat einer erwischt, deswegen hat man es öffentlich gemacht. Wahrscheinlich sieht das Marketing noch irgendeine Strategie dahinter.“
„Baekhyun, es reicht“, sagte sein Bandkollege.
„Was denn? Sie ist auch meine Assistentin und ich habe keine Lust in irgendeinen Rosenkrieg zu geraten. Ihr tut alle so, als wäre Kai ein Engel. Er ist kein Engel, keiner von uns ist es. Sie ist es, deren Leben verändert wird. Sie bekommt Drohbriefe und böse Kommentare. Wir werden dafür bezahlt das auszuhalten.“
Sie ja auch, nur wusste das Baekhyun natürlich nicht. Skye seufzte.
„Schon gut, er hat mit einigen Sachen Recht und ich bin nicht mit Kai zusammen, weil ich denke, dass er ein Engel ist.“
Chen schaute zwischen den beiden hin und her. Er hatte erwartet, dass sie mehr an die Decke ging.
„Und wir hatten Sex. Tollen, langen Sex.“ Das wollte Skye dann doch klargestellt haben, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach.
„So, dann kannst du mir ja sagen, wo Kai ein Muttermal hat.“
Oh oh. Erwischt. Aber da kam sie jetzt nicht mehr raus.
„Er hat kein Muttermal.“
Baekhyun fing fröhlich an zu lachen.
„Oh, das ist einfach so gut!“
Skye bleib der Mund offen und hilfesuchend schaute sie zu Chen, der nur mit den Schultern zuckte.
„Es ist okay, wenn ihr wartet – aber hey, ich habe anscheinend ja auch nicht so ein Interesse in euerem Sexleben wie Baekhyun.“
„Hey!“, beschwerte sich nun der Sänger und Skye war es, die fröhlich lachte.
Auf dem Weg zum Kino schaute Kai irgendwann zu ihr und grinste.
„Was?“
„Wie was?“, fragte sie zurück.
„Du willst etwas sagen.“
„Woher willst du das wissen, wenn ich es nicht gesagt habe?“
„Du … kaust auf deiner Unterlippe, wenn du etwas sagen willst und nicht zu Wort kommst oder dich nicht traust oder nervös bist, also spuck es aus.“
Skye fand es faszinierend, dass er sie schon so genau beobachtet hatte.
„Hast du ein Muttermal?“
Kai zog die Augenbrauen hoch, weil er nicht verstand wieso sie das fragte.
„Irgendwo in deiner Hose…?“
Nun fing er an zu lachen.
„Was?!“ Er parkte ein und zog den Schlüssel ab. „Wieso willst du das wissen?“
„Weil …“ Es war ihr peinlich zu sagen, dass Baekhyun sie aufgezogen hatte. Eigentlich war es ihr peinlich, dass heute an sich jeder ihr unter die Haut ging.
„Baekhyun stellte die Behauptung auf, dass wir noch keinen Sex hatten und ich wollte ihn davon überzeugen, dass wir schon Sex hatten und dann hat er mich gefragt, wo du ein Muttermal hast und das habe ich wohl falsch beantwortet…“
Er lachte und schüttelte den Kopf. Um was sie sich alles Gedanken machte.
„Lach mich nicht aus.“ Es war ohnehin schon peinlich genug, sie brauchte nicht auch noch ihn, der sich darüber amüsierte.
„Es ist nur so süß. Wieso lässt du dich von ihm ärgern? Soll er denken was er will.“
„Hast du ein Muttermal?“
„Ja, auf meiner rechten Hüfte, willst du es sehen?“ Er deutete an seine Hose zu öffnen und Skye schlug die Hände vor’s Gesicht.
„Nein, nein, nein, schon in Ordnung!“
Auf dem Weg aus der Tiefgarage legte er den Arm um sie.
„Was hast du ihm gesagt, wie der Sex war?“
„Ich habe ihm gesagt es war toll“, erwiderte sie grinsend.