Trotz Kaffee schlief Skye in dieser Nacht hervorragend. Andererseits war es aber auch ein spannender Tag gewesen. Jongin hatte viele Sachen mit zu ihr in die Wohnung gebracht.
„Honey bleibt wohl länger?“
„Keine Ahnung, ich will nur auf alles vorbereitet sein“, erwiderte er.
Super Junior könnten jedenfalls ein Frühstückskaffee aufmachen, denn am nächsten Morgen saßen dort auch Honey, Baekhyun, Chen und Suho.
„Das mit dem Frühstück hat sich wohl rumgesprochen“, meinte Skye, als sie in das Dorm kam. Kyuhyun und Heechul hatten einen leicht genervten Blick aufgelegt und Siwon huschte nur an ihr vorbei und war schon wieder weg.
„Böses Juju“, stellte die Amerikanerin fest und deutete auf Heechul. „Du! Wieso ist hier böses Juju?“
„Weil wir unsere Ruhe wollen! Jeder kommt hier rein, als würde er hier wohnen.“
„Sonst stört euch das auch nicht.“
Im Gegenteil. Wenn Skye sich nicht oft genug blicken ließ, wurde sie dafür angemotzt.
„Ich glaube es liegt an mir“, kam es von Honey und sie stand auf. Skye schaute zu den beiden Super Junior Mitgliedern, die sich wieder ihren Handys zugewandt hatten. So kannte sie die beiden nicht. Ja, sie waren sarkastisch und ehrlich, aber nicht abweisend. Honey nahm ihre Tasche und verschwand aus dem Dorm.
„Okay, kann mir einer sagen, was los ist?“
Alle schauten vor sich oder spielten mit den Fingern. Kyuhyun seufzte schließlich.
„Honey gehört dazu und ja, es ist furchtbar, was passiert ist, aber glaube nicht, dass sie unschuldig ist – nichts für ungut“, sagte er zu Jongin, der nur abwinkte.
„Sie war mit Siwon zusammen, hat aber auch immer geflirtet. Vor allem mit Changmin. Es geht nicht darum, dass man sich überwacht, aber man sollte einander respektieren und man hatte sie mit einem anderen gesehen, keine Ahnung wer er war. Sie hat das Ganze nie aufgeklärt oder sich entschuldigt.“
„Kurz gesagt: So gehen wir mit Leuten um, mit denen wir nicht fieser umgehen dürfen“, sagte Heechul und stand auf.
Die Stimmung war jedenfalls hin.
Jongin und Skye fanden Honey im EXO Pit. Sie saß am Tisch, doch Skye kannte ihre Körperhaltung, ihren Gesichtsausdruck. Sie wusste, wie sich die junge Frau fühlte und sie stand kurz davor aufzuspringen, ihre Sachen zu packen und alles hinter sich zu lassen. Skye hatte das selbst oft genuggetan, einfach aufgestanden, an den Flughafen gefahren und hatte sich irgendein Ziel ausgesucht. Nur dass Skye keine Familie hatte. Niemand war perfekt und Skye wusste nicht, was mit Honey und Siwon gewesen ist, aber manchmal musste man sich den unangenehmen Dingen stellen.
„Wie sieht denn dein Plan aus?“, fragte Jongin ruhig und setzte sich zu ihr.
„Ich hatte einen Plan!“
„Ach, den Holzfäller heiraten und nach Kentucky zu ziehen war ein Plan gewesen?“
Honey versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
„Er ist kein Holzfäller“, erwiderte Honey nur.
„Willst du zurück zu SME? Oder …?“
Gestern noch stand Honey am Traualtar und heute war sie zurück in der Wirklichkeit und sollte existentielle Entscheidungen treffen.
„Keine Ahnung“, gab sie zu.
Skye zog ihn am Arm.
„Komm, lass sie erst einmal ankommen. Wir müssen ohnehin los.“
Honey warf ihr einen dankbaren Blick zu und nickte.
Jongin wollte ins Studio und Skye hatte ein Termin mit Youngjun. Wahrscheinlich ging es um die Konzerte in Osaka dieses Wochenende. Sie versprach Jongin nachzukommen, als sie ihn an der Akademie rausließ und machte sich dann auf den Weg zu SM Entertainment.
Zur Überraschung der Amerikanerin war nicht nur Youngjun in dem Konferenzraum, sondern auch Seunghwan, Herr Kim und Herr Kim Youngmin, der Geschäftsführer von SM Entertainment. Sie hatte ihn bisher nur ein paar Mal gesehen, doch Skye musste immer an eine Schildkröte denken, wenn sie ihn sah. Allerdings beschlich sie heute das Gefühl, dass sie etwas ausgefressen hatte. Vielleicht hätte sie nicht so offen mit der Presse sprechen sollen, aber für den Ausflug nach Adavaci könnte man sie nicht verantwortlich machen. Die anderen waren ihr einfach nachgereist.
„Hallo Skye, setze dich doch bitte“, sagte Youngjun lächelnd zu ihr. Noch immer traute sie dem Manager nicht ganz über den Weg. Manchmal schien er ihr wohl gesonnen zu sein und manchmal nicht. Das machte es schwerer die Gesamtsituation einzuschätzen.
„Skye, zum einen wollen wir die sagen, dass es uns sehr leidtut, was dir widerfahren ist“, begann Herr Kim Youngmin. „Und SM steht auch hinter dir.“
Skye wartete auf das ‚aber‘. Alles was vor dem ‚aber‘ kam war Pferdemist.
„Aber wir müssen auch an die Zukunft denken.“ Da war das ‚aber‘. Würde man sie jetzt rausschmeißen, weil man versucht hatte sie umzubringen, weil SME gewollt hatte, dass sie eine öffentliche Beziehung mit Kai einging? Sie war sich nicht sicher, aber in ihren Ohren hörte sich das nach Diskriminierung an.
„Zum einen wollen wir“, nun übernahm Youngjun das Reden, „dass du einen Personenschutz bekommst und zum anderen würden wir dir gerne professionelle Hilfe zur Verfügung stellen.“
Es brauchte einen Moment, bis Skye begriff, was er meinte und dann fing sie fröhlich an zu lachen. Die Männer hingegen tauschten fragende Blicke aus. Es war wohl nicht die Reaktion, mit der sie gerechnet hatten.
„Jetzt mal ernsthaft, meine Vergangenheit ist kein wirkliches Geheimnis mehr. Denkt jemand, dass wenn ich mich bis jetzt noch nicht umgebracht habe, zwei Fans das hinbekommen?“
„Es geht nicht darum, dass wir denken, dass du dir das Leben nehmen willst. Nichtsdestotrotz war es ein einschneidendes Erlebnis und manchmal hilft es, mit jemand darüber zu sprechen. Jemand neutrales.“ Herr Kim hatte nun das Wort ergriffen und wirkte dabei sehr diplomatisch. Wenn er etwas erklärte, wirkte es gleich viel netter. Dass Nett die kleine Schwester vom Arschloch war, würde Skye gleich herausfinden.
„Und wir dachten dich erst wieder in den aktiven Dienst zu lassen, nachdem der Therapeut dich als arbeitstauglich eingestuft hat.“
„Say what?!“ Jetzt schlug es aber 13! Wenn sie jemanden haben wollten, der normal im Kopf war, hätten sie Skye von Anfang an nicht einstellen dürfen! Irgendwie war es gut, dass sie diesen Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte…
„Und was soll ich tun? Zuhause liegen und mich in den Schlaf weinen? Mit Sicherheit nicht. Mia hat gesagt ich könnte mir eine kleine Auszeit nehmen. Das habe ich getan und jetzt bin ich wieder da und das war meine Entscheidung.“
„Eigentlich bist du ja Mias Assistentin. In der Zeit wo wir dich nicht für EXO einsetzen, könntest du ja Mia begleiten. Nächste Woche ist Drehbeginn für Royal Vampires. Du könntest die Zeit nutzen etwas Abstand zu gewinnen und wir würden das Feuer rund um dich und Jongin etwas mildern“, kam es von Youngjun.
„Was? Auf gar keinen Fall! Wenn wir jetzt einknicken haben die Fans doch den Beweis, dass sie tun können, was sie wollen. Es würde sich nie etwas ändern.“
Die Männer tauschten Blicke untereinander aus, die Skye nicht zu verstehen wusste. Jedenfalls fand Skye es eine furchtbare Idee. Sie wollte nicht mit Mia, Donghae und Siwon nach Japan. Sie wollte bei EXO bleiben, in Seoul, bei Jongin.
Es war Herr Kim Youngmin, der als erstes seufzte.
„Gut, du wirst bei EXO bleiben. Ich denke wie du in der Hinsicht“, begann er und Skye dachte sich nur ‚Pferdemist‘.
„Aber ich möchte trotzdem, dass du einen Therapeuten siehst und dass du einen Begleitschutz bekommst.“
„Vielen Dank Herr Kim, aber ein Schutz wird nicht nötig sein. Die meiste Zeit bin ich mit EXO zusammen, welche Sicherheitsmänner haben und ich werde einen Kurs in Selbstverteidigung belegen.“
So, da hatten sie es. Skye übte sich oft nicht so gut in Diplomatie, doch hier ging es darum Fingerspitzengefühl zu zeigen und nicht die Kettensäge.
„Gut, aber wenn wir das Gefühl haben, dass die Situation anpassungsbedarf zeigt, dann werden wir uns noch einmal zusammensetzen.“
Der Geschäftsführer war aufgestanden und die anderen taten es ihm gleich. Skye verbeugte sich tief, auch wenn sie sauer war. Psychiater. Arbeitstauglichkeit. Andererseits könnte sie jetzt wohl auch Amok laufen und es dann auf die schlimmen Erlebnisse schieben.
SM Entertainment hatte tatsächlich drei Firmen-Psychologen. Die Tatsache machte Skye viel mehr Angst, als das man versuchte hatte sie umzubringen. Sie machte einen Termin für die kommende Woche aus. Wieso versuchte ständig jemand sie unter psychologische Hilfe zu stellen? Manchmal fragte Skye sich, ob sie oder der Rest der Welt total bescheuert war, war sich aber meistens ziemlich sicher, dass es der Rest der Welt sein musste.
Bis Skye aus SME rauskam, war es auch schon Mittag und sie verabredete sich mit Jongin ein einem Restaurant unweit der Akademie. Wenn sie sauer war bekam sie Hunger. Sie hatte Jongin noch nichts von dem Treffen erzählt, doch allein schon an ihrem Bestellverhalten merkte er, dass etwas nicht stimmen konnte.
„Wer kommt noch so zum Essen?“, fragte er unschuldig und dann bekam er die volle Ladung an Information. Er durchlebte ähnliche Gefühle wie Skye. Entsetzen, Wut, völlige Verständnislosigkeit. Zum Glück hatte es ja ein halbwegs gutes Ende genommen.
„Manchmal verstehe ich sie nicht. Sie sagen sie stehen hinter uns und bestrafen dann mehr uns, als alle anderen. Du hast nichts falsch gemacht – wir haben nichts falsch gemacht. Wir haben nicht provoziert – außer manche Leute glauben indem man öffentlich Händchen hält, dass man schon provokant ist“, beschwerte er sich, doch Skye glaube, dass sie nur mit einem blauen Auge davongekommen war, weil SME Angst vor Jongins Reaktion hatte. Er trug sein Herz auf der Zunge, nicht so unvorsichtig wie Baekhyun, doch er sagte seine Meinung und stand auch für diese ein und die Jungs hatten in den kommenden Tagen drei Konzerte, da konnte sich SME keine Aussetzer erlauben.
Inzwischen war es eigentlich kein großer ‚Skandal‘ mehr, wenn Idols in einer Beziehung waren. Ständig wurden neue Paare bekannt gegeben, sogar Jiyong hatte schon offiziell eine Beziehung gehabt. Noch vor zehn Jahren war das vielleicht ein großes Ding gewesen und die Fans waren durchgedreht, doch mittlerweile hatten die Fans wohl halbwegs begriffen, dass Idols auch Menschen waren und keine Roboter und dass sie sich verliebten, trennten, heirateten und Kinder bekamen. Jetzt gab es natürlich Idols, die hier etwas mehr Trubel unter den Fans auslösten und Jongin gehörte wohl dazu. Dass die angeblichen EXO Fans es oft übertreiben, war kein Geheimnis.
„Sag mal, hattet ihr anfangs viele Promotions in Psychiatrien?“, fragte Skye. Jongin fing an zu lachen.
„Wie kommst du da drauf?“
„Weil ihr überdurchschnittlich viele bekloppte Fans habt, ich dachte es läge vielleicht daran.“
Jongin lachte herzlich.
„Da könntest du vielleicht Recht haben.“
„Oder in eurer Musik sind geheime Botschaften, die dazu führen, dass die Leute verrückt werden.“
„Ja, wenn man die Songs rückwärts abspielt, hört man die Stimme des Teufels!“
„Ha! Habe ich es doch gewusst!“
Natürlich schaffte Skye nicht alles was sie bestellt hatte und packte den Rest ein. Irgendwen würde sie schon in der Akademie finden, der aus Zufall Hunger hatte.
Sie fand Leeteuk und Eunhyuk in einem Meetingraum sitzen und ging hinein.
„Hi, was macht ihr hier?“
„Ach, wir sind zu früh. Wir bekommen heute die Intro-Videos für die Super Show gezeigt“, erklärte Leeteuk und schaute auf die Tüte.
„Habt ihr Hunger?“
Welche Frage! Sie holten sich Teller und teilten brüderlich.
„Sagt mal, wenn ihr euch aussuchen könntet, ob ihr als Band heutzutage euer Debüt macht oder damals, als ihr euer Debüt hattet, wie würdet ihr euch entscheiden?“
Die beiden Musiker dachten einen Moment nach.
„Ich denke, dass heute der Fokus ein anderer ist, als damals, zu unserer Zeit“, begann Leeteuk.
„Wir hatten es wirklich nicht einfach, Dong Bang Shin Ki auch nicht und BoA erst recht nicht. Wir hatten praktisch nie Geld, wir wurden nie richtig satt, es hat sich niemand so richtig um uns gekümmert und wir haben von morgens bis abends trainiert. Heute haben die neuen Bands es leichter, aber ich denke, dass das an der Medienpräsenz liegt. Alles wird online gestellt und Fans bekommen schnell mit, wenn es Idols nicht gut geht und die Entertainments werden stark dafür kritisiert. Also wird sich besser um den Nachwuchs gekümmert. Diese Privilegien hatten wir nicht. Andererseits haben es die neuen Bands in anderen Dingen auch schwerer. Es gibt viel mehr Bands heute, der Konkurrenzkampf ist extrem. Ständig muss man neue Lieder rausbringen, um ständig in Shows aufzutreten. Jeder muss besser singen, besser aussehen.“
„Ich denke, wenn Super Junior heute debütieren würde, dass wir ganz anders aussehen würden. Mit Sicherheit wäre die Hälfte der Leute ausgetauscht worden, weil sie nicht gut genug aussehen oder nicht gut genug singen. Bei uns hat Charisma, Charakter und die Gruppendynamik noch mehr gezählt“, erzählte Eunhyuk weiter.
„Du hast doch nur Angst, dass du nicht dabei wärst!“, meinte Leeteuk lachend.
„Ach komm, als wärst du jetzt der große Sänger!“
Skye grinste fröhlich. Ja, die Bands von früher waren anders. Witziger. Super Junior waren total unterschiedlich und doch waren sie in der Gruppe sehr amüsant. Sie hatten so viele Sendungen gefüllt, eben weil sie waren, wie sie waren. Dong Bang Shin Ki hatten auch eine tolle Gruppendynamik. Wenn Skye sich heute Sendungen wie Weekly Idol anschaute, waren die nicht mehr so lustig wie früher. Oft wirkte der Humor zu aufgesetzt, als hätten sie jetzt schon Berater, die ihnen beibringen sollten lustig zu sein.
Dafür hatten die Idols von heute mehr mit Strippern gemeinsam, als die älteren Idols. Wenn sie sich so manche Choreografien anschaute, wollte sie immer eine Polestange aufstellen. EXO waren auch gute Stripper. Nicht dass sie sich darüber beschweren würde.
Das Ganze endete in einer Diskussion darüber, wer von Super Junior noch Mitglied wäre, wenn Super Junior heute erst gegründet werden würde.
Ziemlich sicher waren sich die beiden bei Donghae, Siwon, Yesung, Sungmin, Kyuhyun, Heechul und Ryeowook. Shindong war zu dick, Leeteuk sang nicht gut genug und Eunhyuk passte wohl nicht in das übliche Schönheitsbild.
„Wobei ich viele Eunhyuk-Fans kenne“, bemerkte Skye und der Rapper grinste triumphierend.
„Ja, das sind die, die daran glauben, dass wahre Schönheit von innen kommt“, erwiderte Leeteuk lachend.
Irgendwann kam der Van, um sie abzuholen. Die Fahrt dauerte nicht lange und sie hielten in Gangnam vor einem Gebäude an, wo sie ein Assistent vom W-Magazin in Empfang nahm. Man führte sie in den 5. Stock, war ein riesiges Fotostudio eingerichtet war. So wie das Studio aussah, wurde es wohl überwiegend für Hochzeitsfotografien benutzt. Allerdings hatten sie dort auch einen kleinen Wald, was in das Feen-Konzept passte.
Skye und Jongin wurden beide in die Maske geführt. Fast zwei Stunden saß Skye dort. Sie hatte keine Ahnung ob es bei Jongin auch so lange dauerte oder ob sie vielleicht nur ein schwerer Fall war. Sie bekam nichts mit, die Welt hätte untergehen können und sie würde hier immer noch sitzen und würde mit Blattgold verziert werden.
Ihr Kleid war ein Hauch von nichts. Wobei sie dafür viele Lagen hatte. Sie hatte zwar keine Flügel bekommen, doch ihre Arme und Beine waren voll mit Gold. Sie trug praktisch ihr Lösegeld an sich. In ihren Haaren hatte man so viele Blumen eingeflochten, dass Skye keine Ahnung hatte, wie sie die alle wieder rausbekommen sollte. Jongin sah etwas neutraler aus, mit einer weißen Leinenhose und einem fast durchsichtigen Seidenhemd in Weiß. Skye trug viele Pastelltöne an sich und sie beide waren barfuß.
Skye war nicht sehr geübt darin zu posieren. Für Urlaubsfotos, ja, aber doch nicht für so ein Shooting. Jongin hingegen war total in seinem Element, doch je mehr Skye ihn beobachtete, desto mehr musste er lachen und wenn er lachte, musste sie lachen und genau dann drückte der Fotograf ab.
Einmal sollte sich Skye auf dem Bauch auf eine Leiter legen, die wurde später weggephotoshopped werden und es würde so aussehen, als würde sie wegfliegen.
Ein anderes Mal wurde im Wald das Licht angemacht – Sonnenschein. Jongin und Skye standen nebeneinander, hielten sich an den Händen und schauten sich seitwärts an.
Skyes Lieblingsaufnahme war, als Jongin sie an der Hüfte hochhob und sie die Arme von sich streckte. Es hatte einen Touch von Dirty Dancing. Als er sie langsam runterließ, legte sie ihre Arme um seine Schultern und der Fotograf schoss ein Bild nach dem anderen.
Es hatte eine Weile gedauert, bis die Amerikanerin sich wohl fühlte. Es lag nicht an dem Outfit, sie war es gewohnt knapp bekleidet zu sein und sie mochte ihren Körper, aber sie verstand nicht wie jemand auf Knopfdruck verliebt schauen konnte oder traurig oder geheimnisvoll. Skye kannte albern, gespielt ernst und Dukeface.
Die Sonne war schon untergegangen, bis sie fertig waren und gemeinsam mit dem Fotografen gingen sie einige Bilder durch. Er lobte Skye sehr für ihre natürliche Ausstrahlung, doch sie fragte sich ob es eine versteckte Beleidigung war. Für heute hatte sie all ihren Feenstaub rausgeschmissen, für optimistische Gedanken blieb da nicht mehr viel Platz.
Das Paar ging zurück zu den Umkleideräumen, als Jongin sie zu sich zog.
„Ich liebe dich“, sagte er lächelnd. Da war es schon wieder!
„Ich liebe dich auch“, sagte sie, innerlich unter Schmerzen. Für Skye war ‚Liebe‘ kein normales Wort, es war besonders. Wenn man es zu oft sagte, verlor es das Besondere. Skye hatte ‚ich liebe dich‘ schon so lange nicht mehr gesagt, dass sich ihr Mund erstmal wieder daran gewöhnen musste. Jongin fiel das nicht auf, er strahlte sie an und sie schmolz in seinen Armen.
Als sie Zuhause ankamen, kam ihnen Honey mit zwei Koffern entgegen. Skye sah, wie Jongin lossprinten wollte, doch sie hielt ihn zurück.
„Lass mich mal“, sagte sie zu ihm und ging auf die Koreanerin zu.
„Hi, was tust du?“
Honey blieb stehen und seufzte.
„Ich verstehe, wieso EXO sich wie aufgescheuchte Hühner verhalten. Ich bin in ihrem Lebensraum eingedrungen. Ich will auch niemanden zur Last fallen und wenn ich ehrlich bin, brauche ich auch etwas Abstand.“
Das konnte die Assistentin verstehen. Honey war ja erst gestern zurückgekommen und auch wenn es ein freudiges Empfangen war, so war klar, dass sie sich erst einmal ordnen musste.
„Und wo gehst du hin?“, fragte Skye.
„In eine von Jiyongs Wohnungen. Er hat ja mehrere. So habe ich meine Ruhe und die Jungs haben ihre.“
Nein, es tat nicht weh. Sie zog ja nicht bei Jiyong ein, nur in eine seiner Wohnungen und selbst wenn, was ging es Skye noch an? Er war ein freier Mann und konnte tun was er wollte. Nur nicht mit Jennie. Wahrscheinlich würde Skye sich noch freuen, wenn Honey Jiyong Jennie endgültig wegschnappen würde. Aber nein, eigentlich ging sie das auch nichts an.
„Dann bist du wenigstens gut aufgehoben. Und wenn etwas ist, dann kannst du mich anrufen“, bot sie an.