Skye wachte auf und ihr war warm. Sie lag mit Seunghyun in der Löffelchenstellung, ihr Kopf lag auf seinem Arm. Wie oft wachte man schon so auf? Sie schlug die Augen auf und fand sich Auge in Auge mit Taeyang, der im Bett gegenüber lag und sie anstarrte.
„Das erzähle ich ihm.“
„So what? Ji is not my boyfriend.“
„Yet. And I’m gonna be his best man. And hyung is officially uninvited.“
Von dem Gerede wachte Seunghyun auf und zog Skye sogar noch enger an sich.
„Also soweit ich das beurteilen kann, bin ich bisher näher an Skye gekommen als GD, wenn sie von jemand die Freundin ist, dann von mir.“
Skye rollte mit den Augen und wand sich aus seinen Armen.
Im Flur begegnete sie Mia. Die Frau schaute zu Skye, dann zu der Tür und dann wieder zu Skye.
„Wo kommst du her?“
„Ich … ist egal.“ Sie brauchte Kaffee, dringend.
In der offenen Küche waren schon einige anderen versammelt. Draußen war strahlender Sonnenschein. Na immerhin würde sie nicht gezwungenermaßen Kannibalen werden, auch wenn Skye gerade Lust hatte so ein bis drei Big Bang Mitglieder durch den Fleischwolf zu drehen.
„Hey girlfriend“, Seunghyun gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schenkte sich Kaffee ein.
Man sollte meinen, dass sie alle nach Hause wollten. Weit gefehlt. Was wollten die Kerle? Natürlich, rodeln. Skye und Mia blieben im Haus zurück.
„Du weißt dass sie nur Spaß machen?“
„Ja, aber sie nerven“, brummte Skye.
„Ja, das können sie gut. Wenn sie alle ihr Studium nur mit Ach und Krach schaffen, im Nerven haben sie alle einen Master. Tipp von mir: Nehme dir einen, dann lassen dich die anderen in Ruhe.“
„Hat das bei dir geklappt.“
Mia dachte kurz nach.
„Nein.“
„Nein? Was ist das für ein Tipp?!“
„Ich glaube es kommt immer darauf an, mit wem man zusammen ist. Ich war anfangs mit Kyu zusammen …“
„Warte, du und Kyu?“
„Ja, ja, es hielt nicht lange und ich glaube keiner hat damit gerechnet, dass es wirklich etwas Ernstes ist. Donghae und ich hatten schon immer etwas gehabt … doch es hat irgendwie nicht in den Plan gepasst. Danach war ich mit Jihoon zusammen. Rain. Er lenkte mich super ab. Die Jungs haben ihn gehasst. Ich meine hasst, so richtig. Dazwischen hatte ich so ein … Ding … mit Jaejoong. Es war nie offiziell. Wenn Donghae nicht da gewesen wäre, wenn ich mich nicht eigentlich von Anfang an in ihn verliebt hätte, hätten Jae und ich vielleicht eine Chance gehabt. Aber ich glaube, wenn ich von Anfang an mit Donghae zusammen gekommen wäre, dass die anderen es erst gar nicht versucht hätten.“
Skye starrte ihre Chefin an und wünschte sich noch eine Flasche von diesem Rotwein.
„Und das war alles innerhalb von einem Jahr?“
„Sie sind intensiv, du merkst es doch auch. Ich hatte Assistentinnen, die haben sie gar nicht an sich ran gelassen, aber wenn sie einmal jemanden mögen, ist alles vorbei.“
„Sie kennen mich doch gar nicht.“
„Und du sie nicht und trotzdem magst du sie. Die Vergangenheit ist egal, wenn das, was im Jetzt passiert, schön ist. Jeder trägt seine Pakete und jeder würde manchmal am liebsten alles hin schmeißen. Wenn jemand dieses Gefühl versteht, dann diese Idols.“
Mia hatte Recht. Skye wusste kaum etwas über sie, außer das, was sie im Internet gelesen hatte, doch sie wusste selbst, dass man das nicht für voll nehmen konnte und doch mochte sie diese Männer. Vielleicht war auch ihre Vergangenheit egal. Vielleicht könnte sie hier wirklich neu anfangen, vergessen was war. Noch war sie nicht dazu bereit, doch Skye hatte Hoffnung, dass es vielleicht eines Tages so weit wäre.
Nachdem sich alle noch mal ausgetobt hatten, ging es zurück nach Seoul. Manche hatten Termine, andere fuhren in die Akademie und Skye hatte den Kontrolltermin bei ihrem Arzt. Während die Sänger sich den Berg runtergekullert hatten, hatte Skye Mails bearbeitet und einige Anrufe getätigt. Nun saß sie in der Bahn. Mia hatte ihr gesagt, dass sie später ruhig von Zuhause arbeiten könnte, da sie ohnehin im Studio war, doch Skye fand es komisch. Vielleicht sah sie die Dinge auch nur enger, als ihre Chefin.
Es überraschte sie kaum noch, als sie Jiyong im Wartezimmer sitzen sah, als ihr Termin vorbei war. Er sprang auf und kam auf sie zu.
„Ist alles okay?“
„Ja, Doktor Park hat gesagt alles sieht gut aus – wann bist du gelandet?“
„Vor zwei Stunden.“
„Und da kommst du hier her?“
„Ich wollte mit dir zu Mittag essen.“
Skye seufzte.
„Ich hatte dir ein Date versprochen, aber ehrlich, heute nicht, ich habe diese Klamotten seit gestern an, ich muss duschen und mich umziehen.“
„Das ist kein Date, das ist nur Mittagessen“, erwiderte er mit so einem zuckersüßen Lächeln, dass Skye gar nicht anders konnte. Wie könnte sie fies zu ihm sein? Wieder seufzte sie.
„Okay, aber bei mir und nur Mittagessen, ich muss noch arbeiten.“
„Natürlich“, sagte er einsichtig und Skye glaubte ihm keine Sekunde.
Eine gute Sache hatte das Ganze allerdings: Jiyong hatte ein Auto. Sie fühlte sich wieder wie 14, als man mit Älteren rumgehangen hatte, weil sie ein Auto hatten. Jetzt war es genauso. Nur das Skye zwar Autofahren durfte, nur eben etwas Angst vor den Seouler Straßen hatte. Zumal man meistens mit der U-Bahn schneller war, als sich in der täglichen, 26-stündigen Rushhour von Seoul auf 6-spurigen Straßen rumzuschlagen.
Als sie beim Loft ankamen, holte er eine große Tüte aus dem Kofferraum. Skye sparte sich die Worte, es hörte ja sowieso keiner auf sie. Auf dem Weg hatten sie Thai geholt, das Skye fließend bestellt hatte und wohl zur neuen Lieblingsausländerin der Besitzerin wurde. Jiyong hatte nur verwirrt daneben gestanden.
Essen kam zuerst. Er hatte die Tasche abgestellt und nichts dazu gesagt. Vielleicht war es gar nicht das Geschenk für Skye, doch nach dem Essen, schob er ihr die Tasche unauffällig zu.
„Ji…“
„Kannst du bitte aufhören bei jedem Geschenk zu ein Theater zu machen? Es ist ein Geschenk und unhöflich es abzulehnen.“
Er hatte noch nie so viele vorwurfsvolle Blicke geerntet, wenn er jemanden ein Geschenk machte. Normale Leute freuten sich über Geschenke. Wahrscheinlich war es genau das, was er an ihr mochte. Mit normalen Leuten hatte er noch nie so viel anfangen können.
Vorsichtig hob sie das Paket aus der Tasche und betrachtete es skeptisch.
„Es beißt nicht, versprochen.“
„Das kann das Pferd auch nicht wenn es tot ist, anders würde es nicht in den Karton passen.“
„Pferd?“, fragte er irritiert.
„Ja, ich habe spekuliert, dass du mir ein Pferd oder Reh aus Japan mitbringst.“
Jiyong schaute sie an und fing dann an zu lachen.
„Nein, ich habe dir kein Pferd gekauft, auch kein Reh, versprochen.“
Als Skye das Paket dann tatsächlich öffnete, verschlug es ihr die Sprache. Darin war ein wunderschöner Kimono. Mit allem Drum und Dran, Nagajuban, Obi, Obiage, Obijime und der Kimono selbst. Skye war oft genug in Japan gewesen um billige Touristensouvenirs von wahrer Kunst zu unterscheiden. Sprachlos glitten ihre Finger über die Seite. Der Kimono war schwarz und weiß, mit rosa Farbakzenten. Er war ein Traum.
„Danke.“
„Danke? Kein ‚das kann ich nicht annehmen‘, ‚das ist zu viel‘, ‚was hast du dir dabei gedacht‘…?“
Skye lächelte ihn an.
„All das weißt du schon. Er ist … wunderschön… Ich habe nur keine Ahnung von Kitsuke.“
„Keine Sorge, wenn du ihn anziehst, schicke ich dir jemanden vorbei.“
Es war praktisch unmöglich so einen Kimono alleine anzulegen. Es gab Kimono-Light, da konnte man den Obi vorne binden und nach hinten drehen, aber mit so einem Exemplar hatte sie es hier nicht zu tun.
„Du bist verrückt.“
„Das hört sich schon mehr nach dir an“, erwiderte er grinsend.
„Wenn wir zur Kirschblüte nach Kyoto fliegen wirst du hinreißend aussehen.“
„Ach, jetzt fliegen wir schon nach Kyoto?“
„Ja, wahrscheinlich. Bis dahin wirst du dich unsterblich in mich verliebt haben und was gibt es romantischeres als eine Teezeremonie in Kyoto?“
„Ein Wochenende in Disneyland?“
Er schien darüber nachzudenken und schüttelte dann den Kopf.
„Ich teile dich nicht mit Prinzen und Piraten.“
„Und was bist du?“
„Vielleicht etwas von beidem.“
Er stand auf, kam zu ihr rüber und küsste ihre Stirn.
„Am Montag um 23 Uhr ist okay?“
„Okay für was?“
„Unser Date.“
Die Amerikanerin zog die Augenbrauen zusammen. War 23 Uhr eine akkurate Zeit für ein Date in Korea?
„So spät?“
„Es wird sich lohnen … vielleicht solltest du mit Mia klären, dass du am Dienstag frei hast“, schlug er vor, zwinkerte ihr zu und dann war er weg. Jiyong verwirrte sie. Ständig. Sie hasste es. Sie war die Frau, sie war dazu da ihn zu irritieren und normalerweise irritierte sie die meisten. Nicht bei ihm, sie hatten völlig die Rollen getauscht. Ob sie beim Date zahlen sollte? Nein, diesen Kampf würde sie in Korea verlieren. Kein Mann, vor allem kein älterer, würde sich einladen lassen. Aus Prinzip nicht.
Einmal war sie für ein Tauch-Event in Ägypten gewesen. Sie hatte dort ein paar Freunde und in Ägypten zahlte auch generell der Mann. Da gab es gar keine Diskussionen. Sie hatte es aufgegeben, da sie den sprachlichen Vorteil hatten. Sie sagten einfach dem Kellner ‚Du nimmst kein Geld von ihr‘ und damit war die Sache gegessen. Bei diesem Tauch-Event machte auch ein Freund von ihr mit, Christian und er liebte es zu bezahlen. An einem Abend traf sie sich mit Christian und Bassem und sie gingen essen. Skye wusste, dass sie gegen beide keine Chance hatte und als es um das Thema bezahlen ging, lehnte sie sich ganz entspannt zurück, bestellte sich eine Coke und spielte Schiedsrichter. Es war so albern gewesen. Wenn sie sich die Rechnung genommen hätte, hätte sie wahrscheinlich den absoluten Überraschungsvorteil auf ihrer Seite gehabt. Bassem hatte gewonnen. Sprachvorteil. Für Christian war das schwer zu ertragen gewesen.
Nachdem Ji weg war, war sie duschen gegangen und hatte sich umgezogen, bevor sie sich wieder hinter’s Telefon klemmte. Hier hatte sie Ruhe und konnte einige Verträge durchgehen, bevor die Ablenkung weiter ging.
Leeteuk und Eunhyuk waren als erstes wieder Zuhause.
„Hi“, rief Skye und schaute über den Laptop.
„Hi“, riefen sie zurück und setzten sich zu ihr.
„Was ist das?“ Eunhyuk deutete auf das Paket auf dem Tisch. Skye hatte es noch nicht weggeräumt.
„Jiyong hat mir was aus Japan mitgebracht.“
Allein schon das machte sie neugierig und sie fragten gar nicht, ob sie es öffnen durften, sondern taten es einfach.
„Woah!“, kam es von beiden gleichzeitig.
„Das ist kein Souvenir, das ist ein Hochzeitsgeschenk!“ Leeteuk brachte es auf den Punkt.
„W-was soll ich tun? Er macht sowas einfach.“
Die beiden Sänger tauschten einen Blick aus.
„Was hast du getan um ihm so den Kopf zu verdrehen?!“
Zur gleichen Zeit saß Jiyong mit Taeyang zusammen im Studio. Sie arbeiteten an einem gemeinsamen Album.
„Hyung?“
„Hm?“ Jiyong setzt die Kopfhörer ab.
„Wegen Skye … ich weiß nicht.“
„Was weißt du nicht?“
Taeyang suchte nach Worten.
„Ich denke du solltest einen Gang runter fahren.“
„Du magst sie nicht“, stellte Jiyong fest.
„Ich kenne sie nicht, genauso wenig wie du.“
Taeyang schrieb Ji nicht gerne vor mit wem er ausging und mit wem nicht, doch sein Bandleader war entweder eiskalt oder Feuer und Flamme. Es gab keinen Mittelweg.
„Was hat sie denn getan?“ Jiyong stützte seinen Kopf auf dem Pult ab. Wenn Taeyang schon so kam, war etwas passiert.
„Sie hat bei Seunghyun geschlafen, gestern, als wir mit SJ in dem Ferienhaus waren.“
„Nackt?“
„Nein.“
„Knutschend?“
„Nein“, erwiderte er genervt. Er wusste was Ji versuchte.
„Sie haben Zeit miteinander verbracht, du weißt das Seunghyun jemand ist, den man einfach mag. Vielleicht war ihr Schlafplatz nicht mehr frei oder es war zu kalt, vielleicht hatte sie wegen dem Sturm Angst.“
„Wieso … wieso verteidigst du sie? Weißt du ob sie eine Medusa ist?“
Als Medusa wurden Frauen bezeichnet die auf Teufel komm raus ein Idol wollten, eigentlich egal welches und wenn es geht auch mehrere.
„Sie ist keine Medusa“, versicherte Jiyong. Wenn er sich mit etwas sicher war, dann damit. Auf ihn wirkte sie, als würde sie innerlich einen Kampf austragen. Einerseits schubste sie jeden von sich weg, andererseits konnte sie gar nicht anders, als manche in ihr Herz zu lassen, weil sie sie einfach berührten.
„Sie ist keine, vertrau mir“, sagte er noch einmal. Er und Taeyang waren schon so lange Freunde, dass er gar nicht mehr wusste, wie sein Leben jemals ohne hin war und er legte viel Wert auf seine Meinung, doch in diesem Fall hatte er Unrecht und er würde es ihm beweisen.
Irgendwann hatte Mia Feierabend gemacht. Übermorgen würden ihre Kids aus der Schweiz kommen und Mia wollte noch etwas Zeit mit ihrem Mann alleine verbringen – Skye hatte nicht gefragt, ich denke jeder hatte sich genug Fantasie um sich auszumalen, was die beiden machten.
Sie lagen nackt im Bett, hatten Pizza bestellt und mit Gummibärchen belegt! All die Dinge, die sie sonst ihren Kindern verboten, nutzten sie jetzt aus. Im Bett darf man nicht essen – check. Gummibärchen passten nicht zu Pizza – check. Esse keinen Schnee – check. Ab Übermorgen mussten sie wieder Autoritätspersonen sein. Also Mia musste das, Donghae war … Donghae. Man konnte froh sein, wenn er nicht jeglichen Blödsinn mitmachte.
Zugegeben, Skye hatte da ganz andere Sachen im Kopf, aber gut.
Keine Mails da, keine neuen Verträge und Skye war langweilig. Sie lag in einem Kokon, ließ den Kopf raushängen und schaute sich die ISS kopfüber an. Dort war es ohnehin schwerelos, vielleicht würde diese Perspektive ändern. Normalerweise würde sie einfach quer durch Seoul laufen. Sie liebte das, quer Feld ein und schauen, was man alles entdeckte. Irgendein cooles Café oder eine Bar fand man immer und dann saß man einfach da und wurde eins mit seiner Umgebung. Dafür liebte Skye diese Stadt. Es konnte gar nicht langweilig werden, vor allem nicht wenn man eine Kamera dabei hatte und ein Stativ. An guten Tagen lief sie bis zu 25 Kilometer. Und nein, sie fragte sich dann abends nicht wieso ihr die Füße so wehtaten. Auf Fiji war sie eher morgens unterwegs, quer durch den Dschungel und abends saßen sie am Strand bei einem Feuer und zählten die Sterne. Seoul hingegen war eher für die Nacht. Alles strahlte und Langzeitbelichtungen machte ihr super Spaß. Außer wenn man auf die Idee kam an Chuseok auf dem Gwanghwamun König Sejong zu fotografieren – zwischen Tausenden von Leuten. Sie hatte etwas die Ellenbogen ausfahren müssen, aber hey, das Bild war super geworden.
Wieso sie dann nicht einfach los zog? Weil es verdammt kalt war! Die oberen Fenster des Lofts hatten Eisblumen außen. So sehr sie Seoul liebte, so hasste sie Winter. Man packte sich warm ein, Jacke, Schal, Mütze und dann ging man irgendwo rein und dann war es zu heiß. Mal abgesehen davon hatten die Leute in ihren Winterklamotten das Doppelte ihres normalen Volumens. Ständig hatte Skye Angst irgendwo dran zu stoßen. Das war ihr zu stressig, sie würde auf den Frühling warten. Noch zwei Monate bis die Temperaturen stiegen, noch drei Monate bis man draußen abends sitzen konnte.
„Was tust du da?“
Kyuhyun stand neben ihr, sie hatte ihn gar nicht bemerkt.
„Ich tue so, als wäre ich schwerelos.“
Kyu schaute von ihr zur ISS. Sie rappelte sich auf, das Blut stieg ihr in den Kopf und machte sie benommen.
„Mir ist langweilig.“
„Hast du keine Freunde?“
Skye zog die Augenbrauen zusammen und Kyuhyun bemerkte, dass die Frage wohl fieser rüber kam, als er es gemeint hatte.
„Ich meine von früher, du hast hier doch gelebt?“
„Ja, ich habe Freunde, aber … es passiert gerade so viel und ich kann mit keinen von ihnen darüber reden. Ich könnte nur lügen. Wo ich wohne, für wen ich arbeite, mit wem ich essen war. Ich kann das nicht, noch nicht.“
Der Sänger setzte sich zu ihr.
„Das verstehe ich. Du könntest uns Codenamen geben und eine alternative Beschäftigung.“
„Hi Unnie, ich wohne jetzt bei der Mafia, wir haben drei Katzen, LSD, Hasch und Meskalin – aber wir nennen sie Messi.“
Kyuhyun lachte fröhlich.
„Du bist witzig!“
„Ja, das liegt an dem vielem Blut in meinem Kopf. Ich sollte öfters verkehrt herum hängen.“
„Also Batgirl, ich will mit Heechul und ein paar Freunden weggehen, wenn du es schaffst in zehn Minuten fertig zu sein …“
Er konnte den Satz gar nicht beenden, da war sie schon aufgesprungen und auf ihr Zimmer gerannt.
„Okay, du willst wohl mit …“, sagte er, eher zu sich selbst, denn es war ja kein anderer mehr da.
Sie fuhren nach Gangnam und trafen sich mit vier Freunden der Sänger. Skye war einfach nur froh raus zu kommen. Sie hatten normale Freunde, doch ihre Freunde wussten auch wer sie waren.
Sie hörte den anderen einfach zu und beobachtete die Bar. Keiner schien sich an den zwei Sängern zu stören, niemand hatte Handys ausgepackt oder versuchte zu lauschen. So war das schön. Während Skye so ihren Blick schweifen ließ sah sie etwas. Siwon stand an der Bar. Skye wollte schon aufstehen und ihn begrüßen, doch dann sah sie, dass er nicht alleine war, sondern in Begleitung von einer hübschen Frau im ‚kleinen Schwarzen‘. Sie sahen aus als würden sie gerade eine Werbung für Hugo Boss drehen und Skye schaute, ob dem nicht wirklich der Fall war, konnte aber keine Kameras entdecken.
„Bin gleich wieder da“, sagte sie zu Kyu, der dachte dass sie auf die Toilette ging, dabei wollte sie nur einen besseren Blick auf die Frau bekommen. Sie sah toll aus und eine gehässige Stimme in ihrem Kopf sagte, dass sie bestimmt operiert war. Seit Skye gesehen hatte, was koreanische Schönheitschirurgen fertig brachten, glaubte sie das von jeder hübschen Frau die einen Busen hatte. Im Schatten von zwei Palmen stand sie ein paar Minuten da und versuchte heraus zu bekommen, ob sie jemand Berühmtes war. Irgendwann summte ihr Handy und sie wand den Blick ab. Ein Kumpel aus Fiji erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden. Sie schrieb ihm kurz zurück und als sie wieder aufschaute, stand Siwon vor ihr. Das war das zweite Mal heute, dass sich jemand an sie heran geschlichen hatte. Ihre Spinnensinne funktionierten nicht richtig.
„Was tust du da?“ Da war schon wieder dieses schelmische Lächeln.
„Ich … ehm … ein Freund aus Fiji hatte geschrieben, es ist unhöflich zu schreiben, also bin ich kurz weg gegangen.“ Also ernsthaft, wem wäre eine bessere Ausrede eingefallen?
„Aha … du schreibst ziemlich lange mit deinem Freund.“
„Er hat gleich geantwortet. Also, ich geh dann mal wieder zurück zu den anderen, nicht das du dein Date warten lassen musst.“ Sie lächelte und ging zurück am Tisch. Skye hatte einen Schweißausbruch und ihr Herz klopfte wie wild.
„Alles okay?“, fragte Kyuhyun.
„Ja, klar, ich brauch nur einen Drink … oder drei.“